Blog 28: Seine Nachfolge erfolgreich gestalten mit dem St. Galler Nachfolge-Modell als Leitfaden

Viele Wege führen zu einer erfolg­reichen Nachfolge. So indivi­duell jedes Unter­nehmen ist, so indivi­duell sind Nachfol­ge­lö­sungen und der Weg dorthin. Was aber gleich bleibt, sind Eckpunkte, die es bei jeder Nachfolge zu berück­sich­tigen gilt. Mit dem St. Galler Nachfolge-Modell als Rahmen­konzept und Leitfaden stellen Sie sicher, dass nichts vergessen geht, Sie Antworten und Lösungen aber dennoch indivi­duell und für sich passend gestalten können.

Mit der Nachfolge kann sich eine Unter­neh­merin oder ein Unter­nehmer nicht früh genug ausein­an­der­setzen. Das hat Gründe. Die wichtigsten zwei: es geht um Loslassen. Und es geht um einen Prozess über die Zeit hinweg. Zum Loslassen: die eigene Nachfolge anzugehen und zu vollziehen ist verbunden mit einen anspruchs­vollen und oft auch inten­siven Erkenntnis- und Refle­xi­ons­prozess.

Ein Nachfol­ge­prozess bedeutet für alle Betei­ligten ein Verän­de­rungs­prozess (und ja, der kann es durchaus in sich haben) und für die überge­bende Generation zusätzlich ein Loslassen. Beides wird nicht mit Kopf und mit Logik alleine gesteuert — Emotionen prägen den Prozess und können einem auch mal überra­schen und fordern. Zudem ist ein Nachfol­ge­prozess ist ein vielschich­tiger Prozess, bei dem vieles inein­an­der­greift und auch komplexe Frage­stel­lungen beant­wortet werden müssen.

All diese Aspekte und Facetten, worum es bei einer Nachfolge letzt­endlich geht, sind im St. Galler Nachfolge-Modellabgebildet und übersichtlich darge­stellt. Das Modell ist deshalb ein idealer Leitfaden, um den Durch­blick zu bewahren und den Prozess struk­tu­riert anzugehen, ihn zu planen, zu gestalten und schliesslich umzusetzen. Und zwar nicht nach dem Motto “goldenes Patent­rezept” — sondern so, dass verschiedene Themen, Perspek­tiven und Dimen­sionen indivi­duell verknüpft werden können.

Wer die Nachfolge zu spät angeht, vernichtet wertvolle Zeit und Gestal­tungs­mög­lich­keiten. Die bestmög­liche Nachfol­ge­lösung ist dann oft nicht mehr möglich.

Frank Halter, Nachfol­ge­ex­perte St. Galler Nachfolge

Ein Nachfol­ge­prozess spielt sich auf drei Ebenen ab. Und es ist absolut relevant, dass eine Nachfolge auch auf allen drei Ebenen erarbeitet wird und nicht nur die operative Umsetzung im Zentrum steht. Die Antworten auf normative und strate­gische Fragen bilden dabei die Basis für die opera­tiven Umset­zungs­ent­scheide. Worum geht es dabei konkret?

  • Normative Ebene: Werte, Prinzipien und die Kultur
    Auf dieser Ebene werden die Bedürf­nisse, Erwar­tungen und die Haltung der invol­vierten Personen geklärt (und trans­parent gemacht). Dabei spielt die Kultur des Unter­nehmens und der Familie eine zentrale Rolle.
  • Strate­gi­schen Ebene: Eigen­tümer- und Unter­neh­mens­stra­tegie
    Auf dieser Ebene wird die Frage geklärt, wie sich Unter­nehmen und Familie in den kommenden fünf bis zehn Jahren strate­gisch ausrichten und positio­nieren möchten.
  • Operative Ebene: Umsetzung der Unter­neh­mens­nach­folge
    Jetzt werden die definierten Ziele in gültige, verbind­liche und funktio­nie­rende Lösungen umgesetzt.

In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Nachfol­ge­pro­zesse plötzlich holpern, weil zentrale Fragen auf norma­tiver und strate­gi­scher Ebene unzurei­chend, zu spät oder gar nicht thema­ti­siert worden sind. Vielfach liegt der Fokus haupt­sächlich auf den opera­tiven Aspekten wie z.B. Unter­neh­mens­be­wertung oder Finan­zie­rungs­kon­zepte. Sich ausschliesslich mit der opera­tiven Umsetzung zu befassen, reicht in der Regel nicht für eine nachhaltige Nachfolgelösung.

Abb. 1: Für eine ganzheit­liche Nachfolge muss die Nachfolge auf drei Ebenen erarbeitet werden.

Entwicklungsprozess ist zentral — erst dann geht es um die Transaktion

Das St. Galler Nachfolge-Modell bildet den Nachfol­ge­prozess ganzheitlich ab. Das heisst, bevor sich Fachex­per­tinnen und Fachex­perten mit der eigent­lichen Übertragung und Facetten der Trans­aktion ausein­an­der­setzen, muss der Entwick­lungs­prozess der überge­benden und der überneh­menden Generation stattfinden.

Während der Prozess der eigent­lichen Übertragung — so unsere Empfehlung — in einer möglichst kurzen Zeitspanne von ein bis eineinhalb Jahren statt­finden sollte, kann der Entwick­lungs­prozess gut und gerne einige Jahre beanspruchen. Wenn wir von der St. Galler Nachfolge Firmen, Unter­neh­me­rinnen und Unter­nehmer beim Nachfol­ge­prozess begleiten dürfen, ist unsere Erfahrung eindeutig: für nachhaltige und gute Nachfol­ge­lö­sungen braucht es diese Ganzheit­lichkeit, zuerst den Entwick­lungs- und dann den Trans­ak­ti­ons­prozess.

Wer seine Nachfolge gestalten möchte, sollte sich intensiv mit Werten, Bedürf­nissen und Erwar­tungen sowie der Kultur und der Strategie ausein­an­der­setzen. Erst dann geht es in die konkrete Umsetzung der Nachfolge.

Frank Halter, Nachfol­ge­ex­perte St. Galler Nachfolge

Was gibt es denn nun aber konkret zu klären, im Rahmen dieses Entwick­lungs­pro­zesses, wie wir ihn nennen? Bevor wir im Detail darauf eingehen, eine Übersicht, auf welchen drei Grund­sätzen und damit auch Empfeh­lungen das St. Galler Nachfolge-Modell basiert:

  • Schaffe Klarheit und beant­worte die Frage «Was will ich?». Entwickle die Nachfolge entlang der sechs Gestaltungsdimensionen.
  • Gestalte und beant­worte die Frage «Wie setze ich es um?». Bearbeite die fünf zentralen Themen­felder der Nachfolge (5‑Themen-Rad) und zwar sowohl als Verkäufer:in wie auch als Käufer:in.
  • Eine Nachfolge muss schliesslich auf drei unter­schied­lichen Ebenen erarbeitet und bearbeitet werden: trenne normative, strate­gische und operative Fragen. Sich ausschliesslich mit der opera­tiven Umsetzung zu befassen, reicht in der Regel nicht für eine nachhaltige Nachfolgelösung.

Wie wichtig, die Klärung norma­tiver und strate­gi­scher Fragen sind, bevor es in die operative Umsetzung geht, darauf sind wir bereits einge­gangen. Widmen wir uns nun der Frage, was denn konkret gestaltet werden soll, wenn es um die Nachfolge geht. Diese Frage ist zentral und meist komplexer, als es scheint. Wenn ein Nachfol­ge­prozess ansteht, ist es die erste Frage, die es es zu klären gibt: worum geht es konkret, was will ich. Um darauf eine klare Antwort zu erarbeiten, orien­tiert sich das St. Galler Nachfolge-Modell an sechs Dimen­sionen, die bei jeder Nachfolge berück­sichtigt werden müssen.

Erstens — Klarheit schaffen: was will ich konkret?

Das St. Galler Nachfolge-Modell definiert 6 Dimen­sionen, die während einem Nachfol­ge­prozess aktiv gestaltet werden. Bei den Gestal­tungs­di­men­sionen geht es um:

  • die Übertra­gungs­option und damit um die Frage “An wen soll das Übertra­gungs­objekt gehen?”
  • das Überta­gungs­objekt und damit um die Klärung, was genau Gegen­stand der Unter­neh­mens­nach­folge ist.
  • die Übertra­gungs­ebene und damit um die Frage, ob es sich um eine Eigentums‑, Führungs- oder Vermö­gens­nach­folge handelt.
  • den Umgang mit Gerech­tigkeit und Fairness und dem Abgleichen der Erwar­tungs­hal­tungen aller Invol­vierten rund um diese Themen.
  • die Gestaltung der Gover­nance-Struk­turen, ‑Instru­mente und Prozesse und damit um die Frage, wie und über welche Wege die Familie auf das Unter­nehmen, und später auf das Vermögen, Einfluss nehmen kann.
  • das Zeit- und Projekt­ma­nagement und damit um die konkrete Planung der Unternehmensnachfolge.
Abb. 2: Gestal­tungs-Dimen­sionen – wie man die Nachfolge gestalten möchte.

In der Praxis fehlt es oft an einer konkreten Planung der Unter­neh­mens­nach­folge — das führt meistens zu Still­stand. Vielfach verliert man dadurch wertvolle Zeit und damit auch Raum, um die bestmög­liche Lösung zu gestalten. Unsere Empfehlung an alle: eine Unter­neh­mens­nach­folge sollte immer als Projekt verstanden werden und es sollte immer eine prozess­erfahrene Person bestimmt werden, welche das Projekt leitet, gestaltet und dafür sorgt, dass der Prozess in Bewegung bleibt. Eine solche Projekt­lei­terin oder ein Prozess­be­gleiter klärt die Rollen, setzt Meilen­steine, führt Proto­kolle, To-Do-Listen, etc. 

Weshalb ist das so wichtig? Einer­seits spült das operative Geschäft immer mal wieder — vermeintlich — nicht dring­liche Pendenzen von der Tages­ordnung. Es kommt zu Verzö­ge­rungen oder Still­stand und womöglich werden notwendige Diskus­sionen zu spät oder gar nicht geführt. 

Anderer­seits ist der Zeitbedarf für eine gelungene Unter­neh­mens­nach­folge hoch und wird oft unter­schätzt. Und kommt hinzu, dass Rückschritte, Anpas­sungen und Verän­de­rungen bei einem Nachfol­ge­prozess schon fast zur Tages­ordnung gehören. 

Wenn ein Nachfol­ge­prozess lange dauert, können sich anfangs getroffene Annahmen im Verlauf des Prozesses verändern. Auch Rahmen­be­din­gungen können sich über die Zeit hinweg stark verändern, so dass zum Beispiel eine Übertragung zum gewünschten Zeitpunkt nicht mehr möglich ist. Wer seine Nachfolge plant und dabei unter­schied­liche Szenarien in Betracht zieht, erhöht die Sicherheit und den Wahrschein­lichkeit eines nachhaltig erfolg­reichen Prozesses. Für das alles braucht es eine erfahrene Person, welche die genannten Punkte im Auge behalt, den Prozess konti­nu­ierlich gestaltet sowie verant­wor­tungs­be­wusst und kompetent führt.

Zweitens — Die Nachfolge umsetzen: wie mache ich es konkret?

Sobald klar ist, worum es bei der Nachfolge konkret geht, was also der Unter­nehmer oder die Unter­neh­merin genau will, steht die Frage im Raum, wie diese Nachfolge konkret umgesetzt werden soll. 

Um dabei struk­tu­riert vorgehen zu können, hat das St. Galler Nachfolge-Modell fünf Themen­be­reiche definiert, die es im Rahmen einer Unter­neh­mens­nach­folge zu bearbeiten gibt. Die Themen­felder sind gegen­seitig vonein­ander abhängig und müssen immer wieder über die Zeit reflek­tiert werden. Wie intensiv die Bearbeitung eines Themen­feldes ist oder wie stark es gewichtet wird, hängt einer­seits davon ab, in welcher Phase sich der Nachfol­ge­prozess befindet. Anderer­seits hat es einen Einfluss, ob das Thema von der Überge­ber­seite oder von der Überneh­mer­seite bearbeitet wird.

Folgende fünf Themen­be­reiche müssen bei jeder Nachfolge bearbeitet werden:

Abb. 3: Für die Umsetzung einer Nachfolge müssen fünf Themen­be­reiche bearbeitet werden.

In vielen der fünf Themen­be­reiche macht es Sinn, Fachex­perten beizu­ziehen. Die zentralen Gedanken, die Sie sich bei den einzelnen Themen­be­reichen machen müssen, haben wir für Sie aufgeführt:

  • Selbst­ver­ständnis Famili­en­un­ter­nehmen: was sind aktuelle und künftige Ziele und Präfe­renzen? Welche Werte, Ansichten, Bedürf­nisse und Erwar­tungen gibt es, wo ist der gemeinsame Nenner und wie lautet das gemeinsam angestrebte Ziel?
  • Vorsorge und Sicherheit: wie ist die Alters­vor­sorge gestaltet? Wie gehen wir innerhalb der Familie mit Alters­ri­siken, Tod, Invali­dität, Krankheit sowie geistiger oder körper­licher Bedürf­tigkeit um? Wie möchten wir das soziale Netz und unsere Bezie­hungen gestalten und pflegen. Sowie — ganz wichtig und oft vernach­lässigt — wie gestalten wir den sozialen Status und die Verän­derung vom Unter­nehmer zum Pensionär?
  • Stabi­lität und Fitness des Unter­nehmens: gibt es für das Unter­nehmen auf dem Markt auch in den kommenden 10 Jahren eine Daseins­be­rech­tigung — ist die Firma nachfol­ge­würdig? Und ebenso wichtig: ist die Firma auch nachfol­ge­fähig? Ist das Unter­nehmen so aufge­stellt, dass es auch erfolg­reich weiter geführt werden kann, wenn der Verkäufer oder die Verkäu­ferin nicht mehr die Fäden in der Hand hält?
  • Recht­liches Korsett: die recht­lichen Hürden bei der Umsetzung einer Nachfolge sind zahlreich und nicht zu unter­schätzen. U.a. kommen Gesell­schafts­recht, Ehe- und Erbrecht, Sozial­ver­si­che­rungs­recht sowie Steuer­recht zum Tragen. Es lohnt sich, mit Fachex­perten zusam­men­zu­ar­beiten, die bereit sind, die bestmög­liche Lösung im Sinne der Parteien auszu­ar­beiten. Dafür ist es notwendig, die wichtigsten Abklä­rungen zur Vorbe­reitung der Nachfolge (Stichwort: Umwan­dungen, Umstruk­tu­rie­rungen, Entflech­tungen) frühzeitig anzugehen, weil teilweise mehrjährige Fristen gelten.
  • Trans­ak­ti­ons­kosten: Wenn es um die Preis­findung geht, sollte man sich in erster Linie bewusst sein, dass der Wert nicht der Preis ist (siehe dazu auch unseren Beitrag “Wie verhandle ich einen fairen Verkaufs­preis”). Um einen Verkaufs­preis zu bestimmen, spielen zudem die Unter­neh­mens­be­wertung (Was ist meine Firma wert?) und die Finan­zierung des Preises (Wie finan­ziere ich eine KMU-Übernahme?) eine Rolle. Auch hier sollte man genügend Zeit einrechnen für entspre­chende Abklä­rungen und Beratungen.

Für die fünf Themen­felder gibt es keine eindeutige Reihen­folge der Bearbeitung. Je nachdem, in welcher Phase sich der Nachfol­ge­prozess gerade befindet, stehen andere Themen im Vorder­grund. Die Themen­be­reiche können sich auch gegen­seitig beein­flussen. Der Prozess, wann welches Themenfeld wie intensiv bearbeitet werden soll, ist indivi­duell zu gestalten. Idealer­weise auch hier von einer Person, die im Auge behält, was ansteht und dafür sorgt, dass der Prozess in Bewegung bleibt.

Wir empfehlen, dass sich sowohl Unternehmer:innen wie auch Nachfolger:innen mit den fünf Themen und den damit verbun­denen Frage­stel­lungen ausein­an­der­zu­setzen. Sie erschaffen sich damit ein Fundament für eine nachhaltige Nachfol­ge­lösung und durch­laufen gleich­zeitig auch einen spannenden Erkenntnis‑, Kommu­ni­ka­tions- und Transformationsprozess.

Die wichtigsten Empfehlungen für eine erfolgreiche Nachfolgelösung

Bei einem Nachfol­ge­prozess müssen Entwick­lungen auf ganz unter­schied­lichen Ebenen statt­finden. Auf persön­licher Ebene als Individuum, auf Team-Ebene und zwischen den Genera­tionen sowie auf Unter­neh­mens­ebene, auch die Firma muss sich während dem Prozess entwickeln. Es braucht Klarheit bei norma­tiven, strate­gi­schen und opera­tiven Fragen und es gibt viele Themen­be­reiche zu gestalten, die es in sich haben können. Kommt hinzu, dass es sich beim Nachfol­ge­prozess um einen Verän­de­rungs­prozess handelt, der meist mit starken Emotionen einhergeht.

Nachfolge ist ein Kommu­ni­ka­tions- und Trans­for­ma­ti­ons­prozess, der oft unter­schätzt wird.

Frank Halter, Nachfol­ge­ex­perte St. Galler Nachfolge

Der Prozess ist Heraus­for­derung und Chance zu gleich. Heraus­for­derung deshalb, weil es um Loslassen und Trans­for­mation geht, auf verschie­densten Ebenen und das kann ganz schön anstrengend sein. Chance deshalb, weil eine Unter­neh­me­rinnen oder ein Unter­nehmer nochmals aus dem Vollen schöpfen können und für ihre Firma, die nicht selten eine Lebenswerk ist, eine Zukunft schaffen können, die Bestand hat.

Was braucht es für eine erfolgreiche Nachfolge?

Es braucht genügend Vorlauf: also viel Zeit. Befassen Sie sich frühzeitig mit der Nachfolge. Der Prozess kann einige Jahre dauern.

Es braucht Klarheit. Sie werden sich während dem Prozess mit vielen Fragen ausein­an­der­setzen, die nicht nur opera­tiver Natur sind. Freuen Sie sich auf spannende Erkennt­nisse, auf denen Sie und die nachfol­gende Generation aufbauen können.

Es braucht Gestal­tungs­wille und vermutlich auch die Bereit­schaft, hin und wieder neu zu denken, um die bestmög­liche Lösung zu erarbeiten.

Es braucht die Bereit­schaft und die Fähigkeit loszu­lassen, resp. zu übernehmen. Und es braucht die Erlaubnis, zu übergeben sowie zu übernehmen.

Es braucht Fachex­perten, die mithelfen, den Prozess erfolg­reich zu gestalten.

Es braucht eine erfahrene Persön­lichkeit, die den Prozess verant­wortet, gestaltet und führt.

Und es braucht Flexi­bi­lität — weil es sein kann, dass es auch mal anders kommt, als man zu Beginn gedacht hat.

Wir sehen das Gestalten der eigenen Nachfolge als grosse persön­liche Chance, an der Zukunft der eigenen Firma mitzu­wirken und das, was man selber erschaffen hat, zu übergeben. Trotzdem machen wir immer wieder die Erfahrung, dass Unter­neh­mer­per­sön­lich­keiten die Frage nach der Nachfolge ausblenden, verdrängen, aufschieben. Sie tun so, als seien sie unsterblich — und nehmen damit ihre unter­neh­me­rische Verant­wortung nicht wahr. Sie verschieben die Frage nach der Nachfolge, dem eigenen Loslassen und der Trennung vom Unter­nehmen auf später, weil sie sich ein “Danach” nicht vorstellen können oder wollen. Das bleibt nicht ohne Konse­quenz: es wird wertvolle Zeit vernichtet und damit auch Gestal­tungs­mög­lich­keiten. Die bestmög­liche Nachfol­ge­lösung ist dann oft nicht mehr umsetzbar.

Als Unter­neh­merin und Unter­nehmer hat man die Verant­wortung, die Nachfolge frühzeitig anzugehen und aktiv zu gestalten.

Frank Halter, Nachfol­ge­ex­perte St. Galler Nachfolge

Wegen des Zeitmangels sind die Handlungs­op­tionen für eine Nachfolge dann deutlich einge­schränkt; es fehlt die Zeit für eine ausrei­chende Planung. Ein Denken und Handeln in Szenarien ist nicht mehr möglich. Das Unter­nehmen befindet sich zu diesem Zeitpunkt zudem meist bereits nicht mehr auf dem Höhepunkt der Leistungs- und Entwick­lungs­fä­higkeit — was wiederum die Zukunfts­chancen und damit den Verkaufs­preis mindert. Mögli­cher­weise ist bereits Substanz verloren gegangen, die Ertragslage hat sich verschlechtert und das Unter­nehmen hat wertvolle Mitar­bei­tende verloren (weil ihnen unter Umständen die Perspektive fehlte).

Das alles muss aber nicht sein. Schon heute können Sie sich Gedanken machen, was Ihnen einst wichtig ist bei der eigenen Nachfolge. Worum es genau gehen soll. Haben Sie sich auch schon mal überlegt, ob Sie ein Unter­nehmen haben oder ob Sie das Unter­nehmen sind? Und wer sind Sie, wenn Sie das Unter­nehmen nicht mehr haben, weil Sie es erfolg­reich übergeben und losge­lassen haben?

Mehr zum Thema

Das Buch «Das St. Galler Nachfolge-Modell» ist im Juni 2022 in seiner 5., überar­bei­teten Auflage erschienen und kann hier als Buch oder als E‑Book (PDF) bezogen werden.

Fotonachweis: Shutter­stock | Darstel­lungen: St. Galler Nachfolge

Unsere aktuellen Dossiers rund um das Thema “KMU Nachfolge” im Überblick

Hier geht es zu allen Themen-Dossiers: Schrif­ten­reihe St. Galler Nachfolge

  • Heft Nr. 1:        KMU Nachfolge in der Schweiz — Quo Vadis? 
  • Heft Nr. 2:       KMU Nachfolge wirkungsvoll gestalten 
  • Heft Nr. 3:       KMU Nachfolge und meine Vision
  • Heft Nr. 4:       KMU Nachfolge als Prozess: Alles im richtigen Moment? 
  • Heft Nr. 5:       KMU Nachfolge: Ist Herkunft die Zukunft? 
  • Heft Nr. 6:       KMU Unternehmer-Vorsorge 
  • Heft Nr. 7:       KMU Nachfolge und die Bewertung 
  • Heft Nr. 8:       KMU Nachfolge und der emotionale Wert 
  • Heft Nr. 9:       KMU Nachfolge und die Finanzierung 
  • Heft Nr. 10:     Gerech­tigkeit und Fairness in der Nachfolge 
  • Heft Nr. 11:      KMU Führungs-Nachfolge 
  • Heft Nr. 12:     KMU Nachfolge-Beratung 
  • Heft Nr. 13:     Die geordnete Geschäftsaufgabe 

Glossar — Schlüsselbegriffe kurz erklärt

Nachfolge-Optionen
Bei praktisch allen Nachfol­ge­pro­zessen bei KMU wird eine der folgenden Nachfolge-Optionen umgesetzt:

  • famili­en­in­terne Übertragung (Family-Buy-Out)
  • unter­neh­mens­in­terne Übertragung (Management-Buy-Out)
  • unter­neh­mens­externe Übertragung (Management-Buy-In) durch Verkauf.

Family-Buy-Out (FBO)
Bei einem FBO wird das Unter­nehmen an einen oder mehrere Nachkommen des Eigen­tümers oder an andere Famili­en­mit­glieder weiter­ge­geben. Die Eigen­tums­nach­folge findet innerhalb der Familie statt.

Management-Buy-Out (MBO)
Bei einem MBO verkauft der Inhaber oder die Inhaberin die Firma an das bisherige Management, an einen oder mehrere leitende Angestellte.

Management-Buy-In (MBI)
Beim MBI verkauft die Inhaberin oder der Inhaber die Firma an eine Person, die nicht im Unter­nehmen tätig ist. Dabei kann es sich um eine Privat­person handeln, um eine Firma aus derselben oder einer verwandten Branche oder um einen reinen Investor.

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Monika Waldburger

Monika Waldburger ist in einem Familienunternehmen aufgewachsen. Sie kennt die Welt der KMU und weiss, wie komplex und vielfältig ein Nachfolgeprozess sein kann. Ihr beruflicher Werdegang ist vielfältig. Heute begleitet sie als Kommunikationsexpertin, zertifizierter Coach DBCA und Inner Change®–Coach (i.A.) Menschen und KMU im Wandel.